v.l.n.r.: Lennart Zorn, Alisa Möhrke, Florian Bautsch
Visualisierung: WeDart

WeDart: Eingabemedium Dartscheibe digitalisiert und vernetzt

Das Startup WeDart entwickelt neue Wege, um das Steeldart-Spiel zu verbessern. Das System zeigt den genauen Trefferpunkt des Darts an, erstellt Statistiken, leitet Trainingsspiele an und ermöglicht es, online mit anderen Userinnen und Usern zu spielen. Gegründet wurde WeDart an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) mit der Unterstützung des dortigen GründungsService sowie beyourpilot.

 

Darts erfreut sich seit einigen Jahren einer immer größeren Beliebtheit. Die Veranstaltungshallen sind gefüllt, die Einschaltquoten steigen und Darts wird auch in den Medien immer bekannter. Darts war jahrelang eine Randsportart im Schatten der großen Events wie Fußball, Handball oder Basketball. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren langsam aber stetig gewandelt: Inzwischen betreiben Millionen von Menschen den Sport und die TV-Übertragungen verzeichnen solide Einschaltquoten.

Darts ist zum Trendsport geworden und dies hat mehrere Gründe. Einer der wichtigsten ist, dass Dart wohl eher als Volkssport bezeichnet und von jedermann ausgeübt werden kann. Dennoch existieren bisher wenige Produkte für das klassische Steeldart, die Spielerinnen und Spielern Unterstützung in Form eines automatischen Auswertungstools bieten. Es fehlt ein Analyse-Tool, um im alltäglichen Training Verbesserungspotenziale zu erkennen und Trainingsmöglichkeiten abzuleiten. Gerade zum Einstieg ist das Punktezählen eine Herausforderung, sodass viele Anfängerinnen und Anfänger vom klassischen Steeldart auf elektronisches Softdart umsteigen und für Steeldart im Kinder- und Jugendsport elektronische Punktezähler mit manueller Eingabe verwendet werden. Diese Probleme haben das Startup WeDart motiviert, ein bedürfnisgerechtes System für den Markt zu entwickeln.

Die Idee

Das WeDart-System ermöglicht automatische Punktezählung, Online-Spiel, detaillierte Spielstatistiken sowie personalisierte Trainingssequenzen im Steeldart. Das entwickelte Produkt besteht aus einem kameragestützten Gerät an der Dartscheibe und einer App, die sich mit der Online-Plattform von WeDart verbindet. Das System richtet sich zum einen an Einsteigerinnen und Einsteiger, denen das manuelle Punktezählen eine Bürde ist, vor allem aber an ambitionierte Spielerinnen und Spieler, die eine Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten suchen.

Alisa Möhrke ist bei WeDart für Management und Marketing zuständig: „An unserem Nutzungszweck im Steeldart wird bereits seit den Sechzigern geforscht und keiner hat da bisher eine befriedigende Lösung gefunden. Inzwischen gibt es zwar bei einigen die automatische Zählung – wie es sie auch im E-Dart gibt – jedoch nur wir haben es geschafft, hierzu ein Produkt zu einem guten Preis und gewünschter Benutzerfreundlichkeit zu entwickeln. Und dazu einige noch zusätzliche Funktionen obendrein. Wir bieten eine simple kostengünstige Hardware gepaart mit einer komplexen, leistungsstarken Software. Wir geben den Spielern die Möglichkeit, ihr Spiel zielgerichtet zu verbessern. Ab dem ersten Wurf. So kann sich der User voll auf das Spiel, beziehungsweise die Wurf-Technik, konzentrieren. Hinzu kommt, dass wir die detaillierteste Datenerfassung haben, die es momentan auf dem Markt gibt. Sprich: man weiß genau, wo die Fehler im Spiel liegen und wo man sich dann verbessern kann.“, zeigt sich Alisa von ihrem Produkt überzeugt. Zudem kann man zusammenspielen, ohne im selben Raum zu sein: Die integrierte Online-Plattform wird eine aktive Community mit zahlreichen Möglichkeiten unterstützen. Das System wird langfristig beispielsweise die Vermittlung von Live-Trainings, das Spiel gegen virtuelle Gegnerinnen und Gegner in Form einer KI sowie die Auswertung und Übertragung von Profi-Spielen in der App ermöglichen.

Die Konkurrenz

„Wir haben auf unserem Gebiet mit Scolia bisher nur einen Konkurrenten, dieser hat zwar ähnliche Grundfunktionen wie WeDart, jedoch ein anderes Produktkonzept, insbesondere hinsichtlich der Kameraanordnung, was ihnen andere vor und Nachteile bringt. Beispielsweise verstellen sich deren Kameras häufig. Die Erkennung ist recht zuverlässig, solange die Kameras sich nicht verstellen, jedoch ist ihr Produkt deutlich teurer: Zielgruppe sind hier eher Profis, weniger die Hobbyspielerinnen und -Spieler sowie Vereine. Und: beim Konkurrenten muss man immer eine Kabelverbindung ins Internet haben – bei uns ist das nicht nötig“, vergleicht Lennart Zorn die Konkurrenz, der studierte Mechatroniker hatte vor einigen Jahren erstmals die Idee einer automatischen Punktezählung.

Der Ursprung der Gründung

Lennart Zorn und Florian Bautsch sind langjährige Freunde mit einem regen Interesse am Dartsport. „Steeldart fanden wir schon immer cooler. Wir stellten dann gemeinsam Überlegungen an, wie man das automatisieren könnte. Schließlich hatte Lennart da den zündenden Ansatz“, berichtet der gelernte Medizintechniker Florian. Das war 2016. Jahrelang haben sie die Idee als Hobby verfolgt und an ihr gefeilt. Alisa Möhrke stieß dazu: Sie wohnte im selben Studierendenwohnheim wie Lennart, war im selben Bar-Team und teilte die Begeisterung für den Sport. Ihre Bachelor-Arbeit schrieb Alisa darüber, wie bei Startups vor der Gründung Routinen entstehen. Erst sträubte sie sich aus Loyalität zu ihrem Arbeitgeber, das Management und Marketing des Startups zu übernehmen und unterstützte das Team nebenberuflich. Schließlich entschied sie sich aber dafür und betrachtet diese Entscheidung als goldrichtig.

Die Gründungsunterstützung

Um auf die Gründung optimal vorbereitet zu werden, wandte sich das Trio an den GründungsService der HAW, beziehungsweise beyourpilot. Erst wurden sie von der Gründungsberaterin Angela Borchert beraten, inzwischen von Gründungsberater Lars Kalusky. Er hat das Startup auch bei der erfolgreichen Bewerbung zu EXIST unterstützt: Das Gründungsstipendium erhielt WeDart von Juni 2021 bis Mai 2022 und es ermöglichte einen Großteil der Entwicklung. Inzwischen hat sich das Team auch die InnoFounder Förderung der IFB Hamburg gesichert. „Im September 2022 wollen wir unsere erste Werksstudentin oder unseren ersten Werksstudenten einstellen. Dann hauptsächlich Entwicklerinnen und Entwickler sowie eine Marketing-Unterstützung, sodass wir in den nächsten zwei Jahren etwa auf neun bis zehn Mitarbeiter wachsen“, zeigt sich Lennart ambitioniert. „Das Team zu vervollständigen war eine Herausforderung: Wir hatten lange keine betriebswirtschaftliche Seite – bis Alisa sich bereiterklärte, die Geschäftsführung zu übernehmen. Hätte ich nochmal die Chance, hätte ich mich diesbezüglich direkt an den GründungsService, beziehungsweise beyourpilot, gewandt, um nicht so viel Zeit zu verlieren“, so der Gründer weiter.

Die Produktentwicklung und der Absatzmarkt

Um das Produkt nicht am Markt vorbei zu entwickeln, fahren die Drei regelmäßig zu Dart-Turnieren, um dort ihre Idee vorzustellen und die Community kennenzulernen. Das Startup führte explorative Umfragen in Deutschland und Großbritannien durch, welche ergaben, dass die deutliche Mehrheit der Dart-Spielerinnen und -Spieler bereit ist, das entwickelte System zu erwerben. Insgesamt schätzt WeDart, unter Annahme einer Gesamtanzahl von 1.000.000 privat genutzten Dartboards in den genannten Ländern, einen Absatz von insgesamt 150.000 Stück als realistisch ein, davon 8.000 Stück in den ersten zwölf Monaten. Um diesen Absatz zu erreichen, ist das Startup unter anderem seit anderthalb Jahren im Gespräch mit BULL'S, einer internationalen Marke der Embassy Sporthandel GmbH Deutschland. Die Firma hat ein sehr umfangreiches Programm für den Softdart- und den Steeldart-Sport und sponsert die BULL'S German Open sowie viele internationale und nationale Dart-Sportler. „Sie sind interessiert, haben uns viel Feedback gegeben und uns einen Letter of Intent für unsere EXIST-Bewerbung geschrieben“, berichtet Florian über die Kooperation mit dem europäischen Marktführer im Dart-Großhandel. Mit dem deutschen Großhändler WinSport sei man ebenfalls im Gespräch. Zudem werden sie vom Landesdartverband Hamburg unterstützt: "Im Dartsport ist Networking sehr wichtig, denn die Branche ist quasi wie ein Dorf – man kennt sich eben. Wir sind froh, dass wir die inzwischen viele Leute von unserem Produkt überzeugt haben", berichtet Alisa.  

Das WeDart-System soll international im Vereinigten Königreich, Irland, Belgien, Frankreich, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden indirekt über den spezialisierten Groß- und Einzelhandel sowie im Direktvertrieb online verkauft werden. Neben den Einnahmen durch die WeDart App im Freemium-Modell, werden auch Umsätze durch die kostenpflichtige Anbindung von Dart-Apps, Ligasystemen und weiteren Drittanbietern an die API des Geräts generiert werden.

Die Zukunftsaussicht, die Erkenntnisse und abschließende Ratschläge

„Unser Ziel ist es, die coolste Dart-Community aller Zeiten aufzubauen. Unsere Erweiterungen haben hier enormes Potential. Im Endeffekt digitalisieren wir das Eingabemedium Dartscheibe. Und man kann darauf auch mehr als nur Dart spielen. Wir sehen uns in jedem Hobby-Dart-Raum, auf Dart-Turnieren als Zählung und in Bars für das Entertainment“, erklärt Florian überzeugt.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber das Trio zeigt sich zuversichtlich, den eigenen Traum verwirklichen zu können. So eine Gründung wird auch immer mal von Zweifeln geprägt, es wird das eigene Handeln oft hinterfragt, was die Entwicklung hemmen kann. Gründungsinteressierten rät Alisa: „Einfach erstmal anfangen und sich dabei Rat einholen. Gründungsunterstützende Einheiten wie beispielsweise der GründungsService und beyourpilot supporten euch kostenlos. Die Startup-Community ist super nett und hilfsbereit. Leute generell einfach ansprechen und fragen – das schadet nicht.“ Lennart meint: „Einen Schritt nach dem anderen machen. Mut haben: Scheitern ist nicht so problematisch wie ihr denkt und ihr lernt viel daraus. Meine Eltern hätten mich auch lieber in einem festen Job gesehen – aber ich wollte das unbedingt versuchen.“ „Meine Mutter als Beamtin hat auch erst die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, auch wenn ich immer auf die Unterstützung meiner Familie bauen kann.“, ergänzt Alisa lachend: „Es fühlt sich einfach richtig an.“ „Das kann ich nur bestätigen“, schließt Lennart.

 

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